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“Oberste Sohle”: Das Schützenfest ist Geschichte

koelnische rundschau


Ein Artikel der “Kölnischen Rundschau” vom 6. August 2011

Von Arnd Gaudich

ALPERBRÜCK – Wahrscheinlich wird die Schützengilde Alperbrück nie wieder zum Fest einladen. Wehmut klingt mit, wenn Vorsitzender Peter Gudewitz von der Vorstandsentscheidung berichtet: „Wir kommen nicht drum herum, das Fest einzustellen. Denn wir haben schlichtweg nicht genug Leute für den traditionellen Bereich.“ Gudewitz steht dem Verein seit sechs Jahren vor, seit 26 Jahren trägt er den grünen Rock der Gilde, und mehrmals war er Träger einer der Majestätentitel.

Dass die nunmehr 74-jährige Schützentradition kaum noch jemanden rührt, musste der Verein bereits vergangenes Jahr feststellen: Weder für den Königs- noch für den Prinzentitel fanden sich Anwärter. Die Krönung fiel aus. Der amtierende König Peter Gudewitz blieb zwangsweise im Amt. In Zukunft wird es gar keine Majestäten mehr geben. Die jetzigen Würdenträger sollen bei der Jahreshauptversammlung im März entkrönt werden. Ketten und Kronen bleiben dann herrenlos.

Mitgliederschwund beklagt der Verein zwar nicht, sagt Schützenchef Gudewitz: „Die Zahl liegt konstant bei 90 Schützen.“ Doch zu 80 Prozent besteht die Schützenschar lediglich aus Beitragszahlern, die sich nicht weiter am Vereinsleben beteiligen. „Die alten Enthusiasten sind weggestorben“, erzählt Gudewitz, „und die heutige Jugend hat kein Interesse daran, uniformiert einer Fahne hinterherzumarschieren.“ Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn die Schützengilde bei den Festen ihrer Gastvereine aufziehen muss.

Mit sieben anderen oberbergischen Schützenvereinen unterhält Alperbrück freundschaftliche Beziehungen. Abordnungen der sieben Vereine kamen zum Fest auf die Oberste Sohle. Im Gegenzug besuchten die Alperbrücker die Bälle der anderen. „Leider fanden wir immer weniger Leute, die sich an den Besuchen beteiligten“, berichtet Gudewitz. Die Gilde kreuzte dann nur mit fünf bis sechs Schützen bei ihren Freunden auf. „Beschämend“ nennt Gudewitz das: „Die anderen Vorsitzenden fragen mich: Was ist denn bei euch los?“

Folglich marschierten auch die anderen Schützenvereine mit kleineren Abordnungen in Alperbrück auf. „Das hat sich in den vergangenen drei Jahren deutlich abgezeichnet“, sagt Gudewitz. Jetzt rechnet sich das Fest schlichtweg nicht mehr. Denn auch die Bürger feiern seit langem nicht mehr auf der Obersten Sohle mit.

Ihre Festhalle will die Schützengilde nun nur noch vermieten, für Hochzeiten oder Geburtstage. „Wir konzentrieren uns jetzt aufs Sportschiessen“, sagt Gudewitz. Denn dieser Bereich läuft richtig gut. Knapp 30 Sportschützen zählt die Gilde, allesamt eher jüngeren Kalibers. Und die treffen bei zahlreichen Wettbewerben ins Schwarze. Gudewitz: „Schade nur, dass die meisten keine Lust aufs Feiern haben.“

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