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Tradition im Grünrock und sportliches Schießen im Wandel der Zeiten

Die Ursprünge des deutschen Schützenwesens reichen zurück bis ins neunte Jahrhundert. In jener Zeit schützten Kriegsmannschaften die Heimat oder standen dem Kaiser zur Verfügung. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, hielten sie Waffenübungen ab und einer germanischen Gewohnheit folgend richteten sie dabei Scheinkämpfe aus, um sich gegenseitig zu messen. Damals wurde noch mit Bogen und Armbrust, je nach Region, auf Vögel geschossen, ein Brauch, der sich bis heute gehalten hat, auch wenn die Schützen-Vögel heutzutage schon längst keine echten Tiere mehr sind.

1937 entstand im ehemaligen Grauwacke-Steinbruch Alperbrück der erste Schützenverein im Wiehler Raum. Einfache Arbeiter und Handwerker legten damals den Grundstein für einen der heute sportlich mit zu den erfolgreichsten zählenden Schützenvereine im Oberbergischen. Ging es den Gründern noch eher um Festlichkeiten und Brauchtum, rückte später das schießsportliche Interesse mehr und mehr in den Vordergrund. In den Pionierjahren der “Obersten Sohle” bestand der Schützenvogel aus einer Baumwurzel, von einem Altklefer Tischlermeister kunstvoll hergerichtet. Aufgrund dieses Umstandes dürfte die heute noch existierende Flaggeninschrift ihr Motto erhalten haben:

Aus alter Wurzel neue Kraft.

Schon längst marschieren keine Prozessionen mehr von Alperbrück aus den beschwerlichen Weg zum Schützenplatz auf die “Oberste Sohle”, wie dies noch vor 30 Jahren üblich war. Auch wenn in Alperbrück immer noch Schützenbrauchtum gepflegt wird, nimmt die sportliche Komponente einen immer größeren Stellenwert ein. In früheren Jahren gab es ein ordentliches Schützenfest, bei dem die legendäre Alperbrücker Erbsensuppe noch am Montagmittag zahlreiche Gäste aus Wiehl und Umgebung auf die “Oberste Sohle” lockte. Später wurde freitags auch für die Jugend noch eine Disko-Veranstaltung vorgeschoben, die eine proppevolle Halle brachte.

Aber im Laufe der Jahre haben sich die Werte und Bedürfnisse der Gesellschaft verändert und auch in unserem Verein sind die traditionsbewussten Semester immer mehr ausgestorben. Insofern mussten wir vor einigen Jahren die für einige schwere Entscheidung treffen, kein eigenes Schützenfest mehr durchzuführen, da der Bedarf und die Bereitschaft, sich für den Verein entsprechend einzusetzen, immer mehr zurückgegangen ist. Gleichwohl pflegen wir zu einigen befreundeten Vereinen immer noch gute Beziehungen und besuchen auch das eine oder andere besondere Fest bei ihnen. Auch im Oberbergischen Schützenbund, dem Traditionsverband für unsere Region, sind wir immer noch Mitglied und beteiligen uns, so gut es uns möglich ist, an seinen Aktivitäten.

Auf dem kleinen aber feinen Schießstand im ehemaligen Steinbruchgelände sind derzeit vier 25m-Stände für Kurzwaffe, drei 50m-Seilzuganlagen für KK- bzw. Vorderladergewehr und bis zu sieben Anlagen für Druckluftdisziplinen in Betrieb. Sportlich gehört man dem Rheinischen Schützenbund an und misst sich Jahr für Jahr mit den besten Rheinländern, die es im Sportschiessen gibt, häufig mit Erfolg. Landes- und Nordrheinwestfalen-Meistertitel gehören zur sportlichen Ausbeute ebenso wie zahlreiche Teilnahmen an den Deutschen Meisterschaften im Sportschiessen in München-Hochbrück, angefangen in den 70er Jahren und bis in die heutige Zeit.

Ein Höchstmaß an Konzentration, die exakte Beobachtung des eigenen Körpers, die ständige Kontrolle des Atems, der Visierung und die Kontrolle des eigenen Nervenkostüms machen den Schießsport zu einer gleichermaßen faszinierenden wie anstrengenden Angelegenheit für Körper und Geist. Gelegentlich ein trockener Knall, ständiger Kampf gegen Schwankungen, das Schwarze ist mal mehr, mal weniger im Visier, nur festzuhalten ist es nicht.
Einen Augenblick lang ins Zentrum zielen, den Druckpunkt spüren, ruhig abziehen. Faszination zwischen Anspannung und Entspannung, im Wettkampf erst recht.
Will man diesen Anforderungen optimal gewachsen sein, muss man für ein optimales Ergebnis nicht nur schießsportlich trainieren, sondern mittels Ausdauersport z.B. in Form von Waldläufen oder Radfahren auch die allgemeine Kondition hochhalten.

Auf dem Alperbrücker Schießstand ist das ganze Jahr über was los. So stehen den Aktiven mehrere Trainingstage (genaueres siehe “Termine”) zur Verfügung. Besondere Veranstaltungen wie das öffentliche Eierschießen eine Woche vor Ostern oder das eigene Sommerfest ziehen immer wieder zahlreiche Gäste an. Wer Interesse am sportlichen Schießen, der Brauchtumspflege oder Geselligkeit bekommen hat, ist stets herzlich willkommen.

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